Digitale Technologien können dabei helfen, die Herausforderungen der Gesundheitssysteme besser zu lösen. Es besteht ein immer größer werdender Behandlungsbedarf von älteren und chronisch erkrankten Menschen, teure medizinische Innovationen müssen finanziert und strukturschwache ländliche Gebiete medizinisch versorgt werden. Hier ist eine Sicherstellung der flächendeckenden, qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung sowie die Kontinuität der Gesundheitsversorgung durch Digital Health von großer Bedeutung.
Die Einführung von Digital Health ermöglicht Gesundheitsdienstleister*innen weiterhin den Zugang über die normalen Praxiszeiten hinaus bereitzustellen, reduziert die Reiselast der Patient*innen und hilft, dem Mangel von ärztlichen Fachpersonal entgegenzuwirken, insbesondere in ländlichen und anderen unterversorgten Bevölkerungsgebieten. Zudem können digitale Gesundheitsleistungen zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins und der Eigenverantwortung der Bevölkerung beitragen. Hier stellen die Stärkung der Gesundheitskompetenz, die Verbesserung des Wohlbefindens und eine gesteigerte Zufriedenheit der Patient*innen relevante Vorteile der Leistungen dar.
Obwohl Digital Health viele Vorteile bringt, gibt es auch einige Hindernisse und Barrieren bei der Einführung neuer digitalen Gesundheitsleistungen, einschließlich uneinheitlicher Erstattungsmodelle, Herausforderungen bei der Lizenzierung sowie rechtliche und regulatorische Fragen. Zudem gibt es häufig Bedenken hinsichtlich Sicherheit, Datenschutz und Vertraulichkeit sowie fehlende Beweise über die Auswirkungen auf Gesundheitskosten, Nutzen oder die Ergebnisqualität oder eine sichere und effektive Versorgung. Eine weitere große Herausforderung ist die Sicherstellung der Stabilität der Internetverbindung sowie die Ausstattung mit Hard- und Software. Insgesamt kann die Implementierung neuer Technologien logistische und räumliche Herausforderungen mit sich bringen.
Grundsätzlich bieten digitale Gesundheitsleistungen dennoch ein großes Potential, die Versorgungsqualität zu verbessern, Prozesse im Gesundheitswesen zu optimieren und die Wirtschaftlichkeit dieser zu erhöhen.
Die Notwendigkeit einer zunehmenden Etablierung von digitalen Gesundheitsleistungen in Deutschland wird nicht zuletzt darin begründet, dass andere europäische Länder bereits Wege gefunden haben, eine telemedizinische Versorgung in den Alltag zu integrieren.
In Deutschland ist der Einsatz von telemedizinischen Anwendungen seit 2018 gesetzlich erlaubt. Jedoch ist die Nutzung dieser digitalen Lösungen bislang beschränkt und findet häufig lediglich in Modellprojekten, jedoch nicht in der Regelversorgung, statt.
Im Vergleich dazu ist Telemedizin in anderen europäischen Ländern wie Estland, Dänemark oder den Niederlanden ein fester Bestandteil der Versorgungskonzepte im Gesundheitswesen. So bieten alle Krankenhäuser und ärztliche Praxen in den Niederlanden den Patient*innen verschiedene Dienste und Apps im Bereich der Fernüberwachung bzw. Telemonitoring an. In Estland beraten Ärzt*innen die behandelnden Personen bereits seit 2012 aus der Ferne über Videosprechstunden. Daneben werden auch E-Rezepte im baltischen Staat seit 2010 routiniert an Patient*innen ausgestellt.
Die Vivantes Digital Health Strategie verfolgt einen nachhaltigen, langfristig orientierten und weitreichenden Ansatz, um die Qualität der Versorgungsleistungen weiter zu steigern und dadurch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten. Im Zentrum der digitalen Transformation bei Vivantes steht die qualitative und ökonomische Verbesserung von Behandlungsprozessen für Patient*innen.
Das Ziel der Vivantes Digital Health Bestrebungen ist ein modernes, nachhaltiges und integriertes Versorgungssystem aufzustellen, welches Gesundheitsdienstleister*innen und Gesundheitsservices miteinander verbindet und dabei den Fokus auf Patient*innen legt.
Dieses Bestreben soll durch moderne Technologien, Werkzeuge und Informationen erreicht werden, die eine Versorgung von Patient*innen orts- und zeitunabhängig ermöglichen. Gesundes Leben soll im Kontinuum von Prävention, Prädikation, personalisierter, ambulanter sowie stationärer Akut- und Nachversorgung, häuslicher Pflege und Begleitung am Lebensende in Berlin ermöglicht werden.
Die digitale Vernetzung mit Patient*innen zur Unterstützung eines ganzheitlichen intersektoralen Behandlungsgeschehens schafft dabei wesentliche Voraussetzungen für Maßnahmen im Ziel- und Handlungsfeld der Patient*innenzentrierung.
Ferner bildet die Vermittlung digitaler Kompetenzen für Mitarbeiter*innen und Patient*innen den Ausgangspunkt für die Erschließung der Digitalisierungspotenziale und ist eine Investition in die Zukunft von Vivantes.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die Bedeutung und Potenziale von Digital Health aufgezeigt. In einem zukunftsorientierten Gesundheitswesen dürfen digitale Gesundheitsleistungen, die eine Interaktion mit Patient*innen erfordern, nicht fehlen. Unter anderem Apps zur Diagnoseunterstützung, aber auch Videoassessment und –therapie sowie Virtual Reality werden die medizinische Versorgung zukünftig maßgeblich mitbestimmen und das Gesundheitssystem entlasten. Die verschiedenen Hürden wie der flächendeckende Breitbandausbau, die Erstattungsfähigkeit der Leistungen sowie eine funktionierende Telematikinfrastruktur sind als Basis für den erfolgreichen Einsatz digitaler Gesundheitsleistungen allerdings zu meistern. Jedoch können wir uns dann auf eine qualitativ hochwertigere Gesundheitsversorgung in Deutschland freuen.